The idea of another joint recording as a duo with Bob Degen came about on a trip to Italy in April 2022. The own, very personal pieces on the CD are a kind of extract from the fruitful work with Bob Degen, which has been going on since 2008. Most of the pieces are held in a calm atmosphere where breathing is often audible. It is wonderful to play with Bob: as a horn player you can just let yourself go.                                                                                                               Burkard Kunkel

recorded at Starway Tonstudio by Jan Beiling, Oberursel, on August 2022
Label: triangolo LC 2150 -GEMA -Made in EC
Veröffentlichungsdatum: 05. Januar 2023

Videoausschnitt siehe unter BISHERIGE TONTRÄGER

Interview von Daniella Baumeister und einige Stücke der CD "Two Geese by the River":
https://mp3podcasthr-a.akamaihd.net/mp3/podcast/hr2_jazz/hr2_jazz_20230503_97706789.mp3

Die CD "Two Geese by the River" bitte ab dem 09.06.23 im Internet bestellen.
Link: ​https://www.galileomusic.de/sml/27985​​​
CD "Two Geese by the River"

Burkard Kunkel & Bob Degen: Two Geese By The River
Triangolo (Direktvertrieb)
"Wer Bob Degen am Klavier hört, fragt sich zuweilen, warum er nicht jemand wie Keith Jarrett geworden ist. Diese schwelgerische, oft pointillistisch reduzierte Lyrik hätte mehr verdient. Wie auch Burkard Kunkels nuancen- und detailfreudiges Spiel auf Bassklarinette und Bassetthorn. Beide Musiker haben miteinander ein wunderbar ausgereiftes Duo-Album produziert, dessen sparsame Melodieseligkeit betörend und dessen präzise Intimität beispielhaft ist. »Two Geese by the River« beschreibt einen langen gemeinsamen Weg, den beide in differenzierten Tempi und mit feinsinnig abgestimmten Schritten und Flügelschlägen zurücklegen". Für die Jury: Hans-Jürgen Linke

Der Journalist und Musikredakteur Detlef Kinsler schreibt über die CD Folgendes:
" Wasser ist Burkard Kunkels Element. „Down By The Harbour“ hieß die erste Duo-CD mit Bob Degen 2014, darauf Titel wie „Night Sea“, „Seagulls on an old Bridge“, „Wave Dance“ oder „Aquarius“ und voller Musik, der man in Kritiken eine oft nahezu traumwandlerische Stimmung, viel Klarheit und schimmernde Transparenz bescheinigte. Mit „Two Geese by the River“ gibt es nun ein weiteres Album von Burkard Kunkel und Bob Degen. „Die Idee zu einer weiteren gemeinsamen Aufnahme als Duo mit Bob Degen entstand auf einer Italienreise im April 2022“, schreibt Kunkel in seinen Liner Notes. Auf der Rückseite der CD sieht man den wundervollen, inspirierenden Blick auf den Comer See. „Das Wasser ist für mich generell wichtig, egal ob Meer oder Fluß, Quelle oder See“, erklärt der Multiinstrumentalist, der nur hundert Meter vom Main entfernt wohnt. Tägliche Spaziergänge dort waren ihm, der immer Freude in der Natur findet, ein besonderer Trost gerade in der Coronazeit. Das Weiterziehen der Wellen sind für ihn ein positives Bild. Stillstand ist keine Option, Weitermachen die Perspektive.

Für die Kompositionen (fünf stammen aus der Feder von Kunkel, drei hat Degen beigesteuert, die anderen haben sie zusammen entwickelt) wünscht sich Kunkel aufmerksame Zuhörer, im Konzert ein konzentriertes Publikum. Man kann die Magie dieser Musik nicht mal nebenbei erfassen. „Sonst hört man nichts“, sagt Kunkel. „Die meisten Stücke sind in einer ruhigen Atmosphäre gehalten, in der das Atmen oft hörbar ist.“ Wichtig sind ihm Ruhe und Stille in der Musik, „viel wichtiger als Hochleistungssport im Jazz“. Virtuos ist die Interpretation der Beiden allemal. Aber eben nicht in Höher-Schneller-Weiter-Manier. Und speziell ist das Instrumentarium: Bassetthorn und Bassklarinette im Zusammenspiel mit dem Flügel. Das hat kammermusikalische Züge. Bob Degen, der u.a. mit Heinz Sauer 1981 das epochale Album „Ellingtonia Revisited“ einspielte, liebt in der klassischen Musik vor allem die Romantik. Die ist in seinem Spiel oft präsent. Kunkel hat auch ein Faible für romantische und impressionistische Klänge. „Auf derart inspirierte Klangwelten kann man sich hervorragende improvisierend einlassen“, gab Kunkel damals zu Protokoll. Auf „Down By The Harbour“ kam sogar drei Mal Erik Satie zu Gehör.

Wer sich mit Burkard Kunkel und Bob Degen auf „Two Geese by the River“ (die Gänse symbolisieren Wachsamkeit, Beharrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein – drei wichtige Aspekte im Leben und im gemeinsamen Spiel) auf ihre musikalische Reise einlässt, kann viel entdecken. Auf „Bourgogne“ spielt Kunkel – inspiriert vom Film „Oh Horn“ über Albert Mangelsdorff, nicht zuletzt bekannt für die Mehrstimmigkeit in seinem Spiel, auf zwei Bassetthörnern. Ein aufgrund der komplizierten Spieltechnik gewagtes, aber gelungenes Experiment und „eine Abenteuerreise ins Ungewisse“, die es für Kunkel weiter zu erfahren gilt. Sein drittes Instrument, die im Jazz selten Verwendung findende Zither, erklingt in „Paris – St. Rochus“. Ohne Overdubs hat Kunkel alles gleichzeitig eingespielt – Shrutibox mit dem Fuß, Zither mit der rechten, Bassetthorn mit der linken Hand. „Es war 2019, der heißeste Julitag in Paris bei 40 Grad. Beim Sightseeingbus saßen alle mit Regenschirm als Sonnenschutz oben im Bus. Daher war kaum was von Paris zu sehen“, hat Kunkel die Szene noch deutlich vor Augen. „Wir flüchteten wegen drohenden physischen und psychischen Kollapses in die nächstgelegene Kirche St. Rochus. Dort genossen wir zwei Stunden lang die Ruhe und Kühle – das war wunderbar.“

Apropos Kirchen. Als Jugendlicher sang Kunkel Psalmen, war Mitglied in einem Kirchenchor, der gregorianische Choräle interpretierte. Schon immer besuchte er wunderschöne Kirchen wie die in der Bourgogne oder die Catedral de Burgos in Spanien („Catedral B“). „Daher sprach mich dann später auch John Coltranes Platte ,Ascension’ 1965 besonders an. Vielleicht war es die Moll-Pentatonik. Ein Bild von Coltrane habe ich mal gesehen bei der Erklärung der Flow-Theorie von Mihaly Csikszentmihalyi. Flow-Zustände können in hypnotische oder ekstatische Trance übergehen. Diesen Zustand zu erreichen ist unheimlich beglückend.“ Bei Coltrane ist es neben seiner Virtuosität vor allem seine Expression besonders in den späten Aufnahmen, die Kunkel nach wie vor begeistern. „Bei ,Roadrunner meets Obelix’, ,Catedral B’ oder ,The Heart of the Bear’ klingt eventuell dieser Gestus vielleicht ein wenig an“, mutmaßt Kunkel. „Coltrane ist übrigens neben Bill Evans und Paul Bley für Bob Degen der Haupteinfluss – für uns beide das verbindende Element. Bob ist nach außen hin ruhig, liebt auch die Natur, und er ist ein bescheidener und sehr humorvoller Mensch. Daher ist seine Liebe zu Christian Morgenstern zu verstehen. ,CMS’ (Christian Morgenstern) ist seine Verneigung vor ihm.“ Interessant dürfte zu ergründen sein, ob Morgensterns Ideenreichtum und seine Sprachkomik in Töne übertragen Eingang in das Stück gefunden haben.

Wichtige Aspekte, die sich auf „Two Geese by the River“ wiederfinden lassen sollten, waren für Kunkel das Geheimnisvolle, Hintergründige, Tragische, das Sehnsüchtige, persönliche Schwächen aber auch das Schöne in der Natur („Fische am Grund“, „Bourgogne“, „Grönland“) und vor allem das Absurde und Belustigende („Two Parrots meet Benny“ oder „Roadrunner meets Obelix“). „Benny ist nebenbei bemerkt die Katze, die mir Bob und seine Frau letzten Februar geschenkt haben. Sie ist mein bester Therapeut“, erzählt Kunkel. „,Limette in Grönland’ klingt dagegen eher etwas tragisch, melancholisch und schwebend. Ich habe es bei 35 Grad im Schatten geschrieben. Irgendwann wird ja vielleicht das Haupturlaubsziel Grönland und nicht mehr Mallorca heißen, wenn das mit dem Klimawandel so weiter geht.“